Das Gedenken der Toten hat im Deutschen Orden von allem Anfang an eine starke Tradition. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts sind in der Ordenskalendarien drei eigene Anniversarien verzeichnet: Jahresgedächtnisse der verstorbenen Eltern der Brüder und Schwestern des Ordens, der verstorbenen Familiaren und Wohltäter und aller verstorbenen Brüder und Schwestern. Anfang November feiert der Orden mit der ganzen Kirche das Allerheiligenfest und den Allerseelengedenktag und auch dabei werden die verstorbenen Ordensmitglieder ins Gebet wieder hineingenommen. Am 1. November Vormittag feiert der Hochmeister in der Ordenskirche das Hochamt vom Fest; am Nachmittag besucht er mit der ganzen Konventsgemeinschaft den Friedhof der Ordenspfarrei Gumpoldskirchen, auf dem sich die Grabstätten der Ordenspriester und der dort verstorbenen Ordensschwestern befinden. Am Freitag nach Allerheiligen versammeln sich die Ordensbrüder mit Prior und Hochmeister an der Spitze gemeinsam mit den Familiaren in der Kapuzinerkirche, um in einem feierlichen Requiem aller im letzten Jahr verstorbenen Mitglieder des Ordens zu gedenken.
Dabei werden in den Fürbitten die Namen aller verstorbenen Brüder, Schwestern und Familiaren der einzelnen Provinzen und Balleien verlesen und ehrend ins Gedächtnis gerufen. Im Anschluß an den Gottesdienst ziehen die Ordensbrüder in ihren weißen und schwarzen Ordensmänteln in bedächtiger Prozession hinunter in die Kaisergruft, in der sechs von zehn Hochmeistern des Deutschen Ordens aus dem Hause Habsburg ihre Grabstätte gefunden haben. Der Hochmeister segnet ihre Sarkophage und die Ordensgemeinschaft betet für die verstorbenen Ordensmitglieder und für alle erstorbenen Wohltäter, Freunde und Angehörigen.